In der Mitte der laufenden Amtszeit zieht Stephanie Becker-Bösch, Erste Kreisbeigeordnete und Vizelandrätin des Wetteraukreises eine Zwischenbilanz. Wir dokumentieren hier ihr Schreiben an die SPD Mitglieder in der Wetterau.
Im Mittelpunkt meiner Arbeit als SPD-Vizelandrätin steht ganz zentral, unsere Wetterau zu einer sozial gerechten und wirtschaftsstarken Region werden zu lassen. Gerade in meiner Verantwortung als Sozial- und Gesundheitsdezernentin stelle ich auf Kreisebene die Weichen um sichere Lebensperspektive für jeden zu schaffen. Unabhängig von Alter, Herkunft, Geschlecht.
Dieses Ziel ist jedoch eine Gemeinschaftsaufgabe, für das wir, liebe Genossinnen und Genossen, gemeinsam kämpfen und Verantwortung übernehmen müssen.

Vielfältigkeit unserer Region
Als stellvertretende Landrätin und Sozialdezernentin trete ich dafür ein, unserer Wetterau zu einer Heimat zu machen, in der jeder- jung oder alt, reich oder arm, stark oder schwach, gesund oder krank- sich wohlfühlt und mitgestalten kann. Gleichzeitig ist sie eine Region mit vielfältigen kulturellen Angebot. Um ein klares Statement zu setzen, zu einer Kultur der Vielfalt in einer zukunftsorientieren Region, habe ich im April das Regionallabel „Vielfalt Wetterau!…Region für alle!“ ins Leben gerufen, welches kürzlich von der bundesweiten Initiative kulturelle Integration initiiert vom Deutschen Kulturrat, als best-practice Beispiel ausgewählt wurde. Mit dem Regionallabel stärken wir das regionale Selbstbewusstsein. Es ist ein Ausdruck, unterschiedliche Lebensentwürfe als selbstverständlich anzuerkennen. Das Label soll uns im Alltag bei Sportvereinen, Kulturveranstaltungen oder beim Einkaufen immer wieder begegnen. Denn Vielfalt ist alltäglich. Das Label wird regionalen Akteuren zur Verfügung gestellt, die als aktive Gestalter einer modernen Region agieren, die eine interkulturelle Öffnung und Vernetzung fördern und wertschätzen.
Ausbau des Gesundheitswesens
Eine alternde Gesellschaft und damit die Notwendigkeit häufigere Arztbesuche und fehlender ärztlicher Nachwuchs bedeuten große Herausforderungen für die medizinische Versorgung, insbesondere im ländlichen Raum. Auch im Wetteraukreis liegt kein vollumfänglicher Versorgungsgrad vor. Maßnahmen zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung sind daher dringend erforderlich, denn sie sind unverzichtbarer Bestandteil der Zukunftsfähigkeit des Wetteraukreises, seiner Städte und Gemeinden. Um den Ausbau des Gesundheitswesens in unserer Wetterau voranzubringen, habe ich daher das Projekt Medibus angestoßen. Die mobile Hausarztpraxis unterstützt Hausärzte in ländlichen Regionen und stellt die Patientenversorgung in Gemeinden mit Ärztemangel sicher. Der Kreis prüft derzeit ob ein solcher Medibus auch im Wetteraukreis eingesetzt werden kann.
Hospizförderverein
Auch das Thema in Würde sterben ist für mich eine wichtige Säule in einer sozialen Wetterau. Seit den 1970er Jahren setzen sich engagierte Bürgerinnen und Bürger in der Hospizbewegung für den Erhalt der Würde sterbender Menschen ein. Sie unterstützen deren Angehörige in der schwierigen Zeit der Begleitung. Sie tragen zur Enttabuisierung des Sterbens und des Todes bei und ermöglichen eine Auseinandersetzung mit diesem Teil des Lebens. Mit ihrer Arbeit wirken sie dabei auch auf Institutionen ein, den Umgang mit trauernden und sterbenden Menschen in ihren Einrichtungen zu hinterfragen und bieten hierbei Hilfe und Unterstützung an. In den 1990er Jahren etablierte sich die Hospiz- und Palliativbewegung und zahlreiche stationäre Hospize wurden eröffnet. In Hessen gibt es – außer im Wetteraukreis – 20 Hospize in den Landkreise oder kreisfreien Städten. Ein stationäres Hospiz ist eine notwendige Einrichtung der sozialen und gesundheitlichen Versorgung im Wetteraukreis. Um den Menschen ein Sterben in Würde und Selbstbestimmung zu ermöglichen, kämpfe ich für die Errichtung eines stationären Hospiz in der Wetterau.
In Gesprächen mit Vereinen, Kirchen und Sozialverbänden wurden durch den Wetteraukreis, namentlich durch mich als Erste Kreisbeigeordnete, die Planungen für ein stationäres Hospiz vorangebracht. Der Förderverein Hospiz Wetterau e.V., der am 15.März 2019 gegründet wurde, unterstützt das zukünftige Hospiz Wetterau durch die Werbung von neuen Fördermitgliedern und Beschaffung finanzieller Mittel.

Entlastung der Kommunen: Übernahme der Flüchtlingsunterkünfte durch den Kreis
Als Vizelandrätin arbeite ich dafür, dass unsere Städte und Gemeinde durch den Wetteraukreis in ihrer Entwicklung unterstützt und nicht gehemmt werden. Starke Kommunen sind wichtig für uns alle. Ein besonderes Anliegen ist es mir daher, dass Städte und Gemeinden mit dem Wetteraukreis zusammen Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit erarbeiten und umsetzen.
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Kreis und Kommunen ist auch bei der Übernahme der Flüchtlingsunterkünfte durch den Wetteraukreis von enormer Wichtigkeit. Städte und Gemeinde müssen bei der Bewältigung der Gemeinschaftsaufgabe unterstützt werden. Zur Entlastung der Kommunen habe ich mich dafür stark gemacht, dass der Kreis sukzessive bis zum Ende des Jahres in die bestehenden Mietverhältnisse der Kommunen zur Flüchtlingsunterbringung vor Ort eintritt. Zukünftig wird die Flüchtlingsunterbringung durch den Wetteraukreis dann fortan selbst betrieben.
Bezahlbarer Wohnraum
Die Schaffung von bezahlbaren Wohnraum stellt derzeit eine der größten Herausforderungen dar. Auch in unserer Wetterau. Unsere Aufgabe, liebe Genossinnen und Genossen, ist es, dafür Sorge zu tragen, dass wir den Menschen eine stabile Lebensgrundlage bieten. Mein Ziel ist es, durch die Fertigstellung möglichst vieler preisgünstiger Wohnungen beispielsweise den Bedarf von Alleinerziehenden, Behinderten und Senioren decken zu können. Gleichzeitig muss unser Ziel sein, Kommunen und Gemeinden größere Gestaltungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten im Bereich der Wohnungspolitik zu geben. Ein für die Wetterau zukunftsfähiges Wohnraumkonzept darf nicht nur primär auf die Errichtung von Wohnungen abzielen. Es geht vielmehr auch darum, diese nach solidarischen Prinzipien zu finanzieren. Nur so kann Nachhaltigkeit garantiert werden. In unseren benachbarten Landkreisen sind bereits ähnliche Vorhaben in die Tat umgesetzt worden. Seit Anfang des Jahres führe ich Gespräche zusammen mit Vertretern der hiesigen und dortigen SPD Kreistagsfraktion. Aus den gewonnen Erkenntnissen können wir für unsere Wetterau das bestmögliche Modell finden. Ob nun Zweckverband, Genossenschaft oder Körperschaft des öffentlichen Rechts, wichtig ist ein gemeinsamer Dachverband aus Kommunen und Kreis.
Diese Ziele kann ich als Vizelandrätin, Sozial- und Gesundheitsdezernentin nur erreichen, wenn wir, liebe Genossinnen und Genossen gemeinsam arbeiten. Denn eine planbare, machbare und umsetzbare Zukunft können wir nur gemeinsam erreichen.