

Unser Ortsteil erfährt in den letzten Jahren eine erfreuliche Weiterentwicklung. Das Neubaugebiet „Am Stock“ ist inzwischen fast vollständig bebaut. Das angesiedelte Gewerbe entwickelt sich in vielen Fällen positiv, sodass der eine oder andere Betrieb bereits erweitert hat bzw. erweitern wird. Die Kehrseite der Medaille ist:
Drängende Enge im alten Ortskern
In den letzten Jahren hat sich die Verkehrssituation in Massenheim insgesamt gesehen verschlechtert. Ursache hierfür sind eine verdichtete Bebauung , neue Wohngebiete und neu angesiedeltes oder umgesiedeltes Gewerbe. Der Magistrat hat es versäumt diesen neuen Herausforderungen durch umsichtige und vorausschauende Maßnahmen zu begegnen.
Im alten Ortskern konkurrieren mehr denn je Anwohner mit den Gästen unserer Gastronomie um Parkplätze. Zwar haben die Gaststättenbetreiber in vorbildlicher Weise zusätzlichen Parkraum geschaffen; dennoch konnte dadurch das Konfliktpotenzial nicht entscheidend verringert werden. Der ruhende Verkehr auf den Straßen im alten Ortskern führt an verschiedenen Stellen zu riskanten Engpässen. Busse und Feuerwehr haben mehrfach erfahren müssen, dass da zeitweise kein Durchkommen mehr ist.
Mangelnde Dialogbereitschaft des Magistrats
In jüngster Zeit ist beispielsweise in der Breite Straße ein Yoga-Studio eröffnet worden, dessen Parkplatzbedarf die Situation weiter verschärfen werden. Der Magistrat war hier untätig und hat lediglich die Ansiedlung mit dem Argument begrüßt, dass damit einer Verödung des Ortskerns, wie sie etwa im Vogelsberg in vielen Gemeinden stattfindet, vorgebeugt werden könne. Diese Aussage kann jeden, der die Verhältnisse in Massenheim aus eigener Anschauung kennt, nur befremden. Zumindest lässt sie eine deutliche Distanz des Magistrats zum Leben in Massenheim erkennen. Wir müssen uns den Herausforderungen einer verdichteten Bebauung und Gewerbeansiedlung stellen. Eine Verödung des Massenheimer Ortskerns befürchten wir jedenfalls nicht!
Ein Informationsaustausch mit dem Ortsbeirat zu diesem Thema hat leider nicht stattgefunden. Zu einem solchen ist der Magistrat auch nicht verpflichtet. Angesichts der Tragweite der Entscheidung wäre ein Dialog mit dem Ortsbeirats sicher nützlich gewesen. Der Ortsvorsteher Dr. Bernd Hielscher (SPD) hatte bereits im Juni 2014 ausdrücklich auf die mit der Ansiedlung des Studios verbundenen Verkehrsprobleme hingewiesen hatte. Darüber hinaus hat der Magistrat – wie die Verwaltung mitteilt – dem Kreis ausdrücklich eine Ablösung der erforderlichen Parkplätze empfohlen. Innerhalb des Grundstücks könnten keine weiteren Parkplätze angeboten werden, so seine Begründung.
Da die innerhalb des Grundstücks bereits vorhandenen Parkplätze praktisch nie genutzt werden, lässt sich dieses Argument schwerlich halten.
Mehr Geschwindigkeitskontrollen
Die Anbindungen aller Wohngebiete an die überregionalen Straßen erfolgt über die engen Straßen im alten Ortskern. Die Breite Straße beispielsweise ist heute eine Erschließungsstraße zu den neueren Wohngebieten Massenheims. Sie wurde aber vor 25 Jahren mit Landesmitteln ausgebaut mit dem Ziel, den Verkehr zu beruhigen. Folgerichtig ist sie ihrem baulichen Charakter und der Art ihrer Nutzung nach eher einer Fußgängerzone vergleichbar.
Leider hat die Umgestaltung der Breite Straße in den vergangenen über 25 Jahren selbst einige Massenheimer Bürger nicht dazu bewegen können, ihr Fahrverhalten den Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung entsprechend anzupassen. Sie gefährden mit überhöhten Geschwindigkeiten die Fußgänger, die aufgrund parkender Fahrzeuge auf die Mitte der Fahrbahn ausweichen müssen.
Diese Verhältnisse kritisieren wir seit Jahren. Ändern ließen sie sich durch regelmäßigere Kontrollen der Ordnungspolizei die hierfür auch personell angemessen ausgestattet werden muss.
Schwerlastverkehr schafft zusätzliche Belastungen
In den letzten Monaten hat sich die Situation erneut verschärft und damit eine neue Qualität angenommen. Immer häufiger durchfahren große Lkws den Ortskern. Es dürfte nicht überraschen, dass dies bereits verschiedentlich zu Verstopfungen der Straßen und Unfällen mit Blechschäden geführt hat.
Insgesamt ist für den alten Ortskern festzustellen, dass bei stetig zunehmendem Verkehr die Anbindung Massenheims mit seinen neuen Wohngebieten an die überregionalen Straßen ausschließlich über die bereits seit langem vorhandenen Zuwegungen Breite Straße, Hainstraße und Am Weißen Stein erfolgt. Die Anwohner dieser Straßen werden mithin steigenden Belastungen ausgesetzt. Dass sie darüber hinaus auch noch für die Reparaturen dieser Straßen aufkommen sollen, macht die Lage besonders pikant.
Radwege? Ausbaufähig!
Für Radfahrer ist die kürzeste und schnellste Verbindung zwischen Massenheim und der Kernstadt zweifellos die Homburger Straße. Allerdings ist sie auch die verkehrsreichste und somit nicht nur mit erhöhten Unfallgefahren für Radfahrer verbunden, sondern auch mit erheblichen Lärmbelästigungen und einer erhöhten Belastung der Atemwege. Nicht zuletzt deshalb wählen Radfahrer in der Regel alternative Routen.
Wie sieht es aber mit den übrigen Radverkehrsverbindungen zwischen Massenheim und Kernstadt bzw. Schulzentrum und Nidda-Radweg aus? Kandidaten sind die parallel zur Homburger Straße verlaufenden Achsen Am Weinberg und Im Mühlengrund. Mit der Enge dieser Alternativrouten und all den damit verbundenen Gefahren bei Begegnungen mit Autofahrern müssen die Radfahrer ebenso wie alle anderen Verkehrsteilnehmer leben. Oder haben sie bessere Möglichkeiten? Die dritte Alternative zur Homburger Straße ist der an der Siedlungsgrenze parallel zur Straße Im Mühlengrund verlaufende Wirtschaftsweg, der dann über die Erlenbach- und B3-Brücke zur Huizener Straße führt.
Einer Stadt, die sich als radfahrerfreundlich bezeichnet, würde es gut zu Gesicht stehen, diese Verbindung zu einem richtigen Radweg auszubauen. Derzeit macht Radfahrern die Oberfläche des Weges zu schaffen. Sie besteht etappenweise aus Betonplatten mit Kuhlen, die sich bei Regen in Schlammbetten verwandeln. Erst am Punkt des Anschlusses an die Fahrstraße unmittelbar vor der Erlenbach-Brücke können die Radfahrer aufatmen.
Diese Route ist Kfz-verkehrsfrei, und auf ihr gelangen Radfahrer deshalb am sichersten – und (vor allem die westlich des Erlenbachs wohnenden) auch am schnellsten – zu den Sportanlagen an der Nidda und ins Stadtzentrum. Nicht nur für den Alltagsradverkehr wäre ihre bauliche Aufwertung ein beträchtlicher Gewinn an Komfort und Sicherheit, sondern auch für den (überregionalen) Freizeitradverkehr, der ebenfalls derzeit über die Straße Im Mühlengrund bzw. durch den Massenheimer Park am Erlenbach geführt wird.
Dies sind exemplarische und somit keineswegs vollständige Überlegungen zur Verkehrsinfrastruktur in Massenheim aus Radfahrersicht. Sie sollten in einen umfassenden Entwurf eines Verkehrskonzepts für Massenheim einbezogen werden, welches auch den Radverkehr berücksichtigt. Schließlich hat der Magistrat im Oktober 2015 ausdrücklich bekundet, dass er ein Radverkehrskonzept anstrebt.
Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)
Eine lange bekannte Möglichkeit den Individualverkehr zu minimieren wird in vielen Städten durch attraktive Angebote im ÖPNV realisiert. Massenheim wir durch zwei Buslinien an den überregionalen ÖPNV angebunden. Trotzdem ist für viele Massenheimer das vorhandene Angebot unzureichend. Inbesondere beim Vilbus sind Verbesserungsmöglichkeiten offensichtlich, So beklagt der Ortsbeirat, dass ausgerechnet in Massenheim an der Freiwilligen Feuerwehr der Pausenplatz der Busfahrer eingeplant wurde. Dies führt zu einer ärgerlichen Verlängerung der Fahrtdauer. Darum soll der Pausenplatz an einen Ort wie dem zentralen Busbahnhof verlegt werden.
Eine Aufnahme des Nordbahnhofs in den Streckenplan mit einer für Pendler attraktiven Taktung und sicheren Umsteigezeiten ist ebenso ein Baustein um den Individualverkehr zu entlasten. Das neue Gewerbegebiet Am Stock sollte ebenfalls in den Streckenplan aufgenommen werden, um den dort arbeitenden Pendlern eine echte Alternative zum Auto zu bieten. Die Fahrzeiten des Vilbus sollten sich optimal mit der Linie 65 ergänzen, damit die Versorgung insgesamt an Qualität gewinnt. Günstigere Fahrpreise für den kurzen Weg von Schülern zum Schulzentrum können Anreize setzen vom „Elterntaxi“ auf den Bus umzusteigen.
Verkehrskonzept für Massenheim!
Es ist zu erwarten, dass in den kommenden Jahren durch die Ansiedlung des Möbelhändlers Segmüller und den Bau des Kombibads über die überregionalen Straßen zusätzlicher Kfz-Verkehr in unsere Region gebracht werden wird. Nach Angaben des Magistrats ist das Planungsbüro, mit dem die Stadt seit vielen Jahren zusammenarbeitet, bereits mit der Untersuchung zukünftiger Szenarien befasst. Ob das Büro auch die Belange der Massenheimer Bürger im Blick hat und wie es sie gewichtet, darüber besteht bislang keine Klarheit. Beurteilt man die bisherigen Ergebnisse des Planungsbüros, scheint schon noch Luft nach oben zu sein:
Die Planung des Rückbaus der Homburger Straße vor einigen Jahren hat Ergebnisse erbracht, die durchaus zu wünschen übrig lassen. Das gilt beispielsweise für den scharf abknickenden, unübersichtlichen und insofern gefahrenträchtigen Verlauf der Vorfahrtstraße Homburger Straße – Am Stock. Ebenso gilt es für die Radverkehrsführung auf der Homburger Straße, die insbesondere auf dem Teilstück zwischen der Auffahrt auf die Schnellstraße und dem künftigen Kombibad-Kreisel so unattraktiv ist, dass die Akzeptanz der Route bei Radfahrern gegen Null strebt.
Einfache Lösungen für die sich zuspitzende Situation sind nicht in Sicht. Darum halten wir es für unerlässlich, dass der Magistrat bei der Wahl eines Planungsbüros auch über Alternativen nachdenkt. Zu welchem Schluss er dabei auch immer kommen mag: Die Situation ist so komplex, dass zu ihrer Analyse und zur Erarbeitung von Lösungsvorschlägen ein kompetentes Team von Sachverständigen herangezogen werden muss, das einen breiten Blickwinkel einnimmt und die Gewähr dafür bietet, dass auch die Interessen des Fußgänger- und Radverkehrs ausreichend berücksichtigt werden.
Wir streiten für ein Verkehrskonzept, das dem Anspruch der Massenheimer Bürger auf Wohn- und Lebensqualität einerseits und dem Bedarf des Gewerbes und der Landwirtschaft an Zufahrten andererseits gerecht wird. Überdies muss gesichert sein, dass ein solches Konzept nicht durch die zu erwartenden überregionalen Besucherströme mit den Zielen Segmüller und Kombibad aus den Angeln gehoben wird.
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